Montag, 10. März 2014

Bahnbrechend

Ich nehme, wie vermutlich jeder, ab und an die Dienste eines landesweit agierenden Personenbeförderungsunternehmens in Anspruch. Da dies jedoch mittlerweile immer seltener geschieht und mir mit jedem mal mehr widerstrebt, dachte ich, dass ich mal ein paar Gründe dafür nennen könnte.


1. Zeit

Ich kenne kaum eine Verbindung, die schneller ist als mit dem Auto. Klar gibt es Direkt-Strecken, die gut durchkommen, aber die sind eher die Seltenheit. Wenn ich beispielsweise mit o.g. Unternehmen von Ilmenau/Thüringen nach Stuttgart fahren will, bin ich 5-6 Stunden unterwegs, mit dem Auto vielleicht 3. Besonders krass ist es, wenn ich meine Mutter in Aalen besuchen fahr, und aus 2,5 Stunden (Auto) schnell mal 7-8 Stunden werden können. Wenn man ICE schnellere Züge dazubucht, ist es in der Regel nur geringfügig schneller, dafür aber wesentlich teurer. Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt.


2. Preis

Ich nutze (warum auch immer) ein Angebot des betreffenden Personenbeförderungsunternehmens, das gegen eine Einmalzahlung von 255 Euro, ermäßigt 127 Euro, erlaubt, die Fahrkarten für den halben Preis zu erwerben. Selbst mit dieser Karte und wenn man nur Regionalverkehr nutzt, zahlt man häufig mehr für eine Fahrkarte, als der Sprit bei der entsprechenden Autofahrt kosten würde. Spätestens sobald man zu zweit unterwegs ist, kommt man also mit dem Auto günstiger weg, manchmal schon allein. Wenn man das Rabattangebot nicht nutzt, sowieso.


3. Sparangebote, oder: Wo ist der Haken?

Das Unternehmen bietet auch Aktionen an, die manchmal relativ günstig sein können. So kann man etwa als jemand, der alleine fährt, für 23 Euro durch ganz Baden-Württemberg fahren, das kann erweitert werden für bis zu 5 Personen, wobei pro zusätzlichem Mitfahrer 4 Euro zugezahlt werden müssen. Da braucht es keine Karten oder so, um einen guten Preis zu bekommen. Selbstverständlich gilt das nur in Regionalbahnen, aber das ist zu verkraften. Trotzdem hatte ich mit diesen Angeboten auch häufig genug Probleme: Trotz der Ankündigung, damit im ganzen Bundesland mit allen Zügen fahren zu können, reichen 2 Angebote angrenzender Bundesländer nicht aus, um die Grenze zu überschreiten, denn die Angebote gelten entgegen aller Versprechen nur bis zum jeweils letzten Bahnhof des Bundeslandes - für die Strecke von der letzten Station in Bundesland A bis zum ersten Bahnhof in Bundesland B muss ein Ticket gelöst werden, wodurch dann pro Person noch einmal locker 5 Euro draufgerechnet werden können. Dazu kommt die Inkonsistenz bei der Gültigkeit in städtischen Verkehrsbetrieben. Teilweise gilt das Ticket, teilweise nicht, teilweise nur in Bussen, aber nicht in Straßenbahnen, und so weiter. Außerdem gilt das Ticket erst ab 9 Uhr, dafür bis nachts um 3. Wer also einen Tagesausflug plant, darf erst um 9 Uhr losfahren, dafür bis 3 Uhr unterwegs sein. Dass die letzten Züge selbst an den Wochenenden meist nicht nach 0 oder 1 Uhr fahren, bleibt dabei vollkommen außer Acht.


4. Die Fahrgastrechte

HAHAHAHA!!!!! (Im Ernst, wenn ihr Wartezeit am Bahnhof habt, lest euch das durch. Sollte überall aushängen.)


5. Die Zu- und Umstände beim Reisen

Klar - es kommt häufig genug vor, dass man eine gute Verbindung hat, Platz im Zug ist und die Züge ordentlich sind. Aber wesentlich häufiger, dass mindestens einer, wenn nicht alle drei Faktoren nicht zutreffen.

Jeder kennt es wohl, durch den Bahnhof zu hetzen, weil die Umsteigezeit zu niedrig angesetzt war, und den Zug dann doch zu verpassen (ergänzend dazu siehe Punkt 4 - Die Fahrgastrechte), nicht rechtzeitig nach Hause zu kommen und dann ist das Essen schon kalt, dass die Frau auf den Tisch gestellt hat. Solche tragischen Schicksale gibt es tagtäglich zu tausenden. Häufig genug ist das auch dadurch bedingt, dass man zu spät im Bahnhof ankommt, weil der Zug noch auf Fahrgäste eines verspäteten Zuges gewartet hat, der Zug in den man umzusteigen gedenkt, wartet aber nicht.

Die Züge sind, vor allem für große Menschen, teilweise einfach zu eng. Das sei mal dahingestellt, ist zwar scheiße, aber kann man nicht ändern. Wenn Züge aber regelmäßig einfach zu voll gestopft sind, ist etwas schlecht geplant. Die Strecke Erfurt-Jena ist quasi immer überfüllt, gerade zu Stoßzeiten. Das Beförderungsunternehmen hängt da aber keinen zusätzlichen Wagen dran, weil es sich darauf verlässt, dass die Leute damit rechnen, weil der Zug ja sowieso immer überfüllt ist. Bei den Schnellzügen des Unternehmens, für die man ohnehin schon das doppelte zahlt, kann man gleich nochmal ein paar Euro für eine Sitzplatzreservierung drauflegen, da man sonst unter Garantie keinen bekommt.

Über den Zustand der Züge will ich gar nicht zu viele Worte verlieren, nur zwei Punkte:
1. Ist es so schwer, vor dem Start eines Zuges die Mülleimer zu leeren, zumindest die, die schon nicht mehr zugehen, und kurz mal den Boden zu wischen, zumindest da, wo die Schuhe beim laufen kleben? Ich würde sagen nein. Ich scheine falsch zu liegen.
2. Nehmt euch mal so ein Reise-Desinfektionsreinigungsspray mit, besprüht damit Sitz oder Fenster und zieht es mit einem Taschentuch ab. Das mag jetzt pedantisch und kleinkarriert erscheinen, aber das ist erschreckend und hochgradig unhygienisch, wie dreckig die Sitze sind, auch wenn sie sauber erscheinen.


6. Dieser Maulwurf

Mal ehrlich: Welches Unternehmen hat ein Maskottchen, das Leute vertröstet, weil Bahnen sich verspäten oder ganz ausfallen?


7. Zu guter Letzt: Die Strecke Würzburg-Erfurt

Ich will nicht wissen, was da für Kräfte auf den Körper wirken, aber danach geht es mir schlechter als in jeder Achterbahn. Gerade das Stück zwischen Grimmenthal und Plaue zaubert jedem Mitfahrer ein Kotzen ins Gesicht.


Nun ist aber genug gemeckert. Übrigens möchte ich an dieser Stelle betonen, dass das ein reines Gedankenexperiment war. Ein tatsächlich existierendes Unternehmen wäre in dieser Form undenkbar.

1 Kommentar:

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