Montag, 28. Oktober 2013

GTA San Andreas und GTA IV - Ein Vergleich



Vorneweg: Ich spiele zurzeit GTA IV - zum ersten mal richtig. Das liegt nicht daran, dass ich vorher keine Zeit gehabt hätte oder so, im Gegenteil. Ich habe mir seinerzeit extra für GTA IV sogar meine XBOX 360 gekauft! Aber ich war schlicht und einfach enttäuscht. Aber fangen wir etwas weiter vorne an.


GTA San Andreas

San Andreas war auf Anhieb mein absolutes Lieblingsspiel. Einen Protagonisten zu haben, der mit aller Kraft versucht, ein guter Mensch zu sein, aber eben doch manchmal durchgreifen muss, seine Gang um seinen großen Bruder, die schier unerschöpflichen Möglichkeiten, ihn anzuziehen, zu frisieren, tattoowieren, Skills auszubauen etc, die unglaubliche Vielfalt an Radiosendern, die großen und vielschichtigen Städte und die weitläufige Umgebung, die vielen Waffen und Fahrzeuge, das alles zusammen war so ein großartiges Spielerlebnis, sowas gab es vorher nirgendwo und sowas sollte es auch so schnell nicht mehr geben. Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden ich in dieses Spiel gesteckt habe (in Stunden kann man das sowieso nicht mehr messen, da wären Tage oder Wochen vernünftiger), und auch wenn ich keine Haupt- oder Nebenmission erledigt, keine Fotos gemacht, keine Drogen ausgeliefert, kein Rennen gefahren und keine Freundin ausgeführt habe, war es nie langweilig. Es war einfach zu cool, K-Rose zu hören und zu versuchen, mit einem Mähdrescher den Mount Chiliad zu erklimmen. Oder einfach mit dem Jet oder der Boeing über die gesamte Karte zu fliegen. Oder Fallschirm zu springen. Oder Bandenkriege zu provozieren. Oder... Ich denke, die Möglichkeiten, die GTA San Andreas einem bietet, sind hinreichend bekannt.


GTA IV, die Erste.

Und dann kam GTA IV. Als erstes GTA, dass ich auf einer Konsole gespielt habe. Da hat mich als PC-Kind die Steuerung schonmal sehr gefordert. Man kam aber damit zurecht, wenn auch mehr schlecht als recht. Dann hatte man eine dunkle Stadt anstelle der hellen weitläufigen Straßen und Landschaft. Einen Unsympathen als Protagonisten und eine Nervensäge als ersten Ansprechpartner. Eine etwas realistischere, aber wesentlich schwierigere Fahrphysik als bei den Vorgängern. Nervende Beziehungen zu Kumpels, die einen ständig anrufen und beleidigt sind, wenn man partout keine Zeit oder Lust hat. Das neue Fahndungssystem, das an sich durchdachter ist, aber schnell auf die Nerven geht, weil man ständig von der Polizei angefahren und daraufhin gesucht wird. Das alles hat dafür gesorgt, dass ich meistens nur ein wenig rumgefahren bin, Schlägereien und Schießereien angezettelt habe und der Controller schnell im Eck lag. Mit stärkerer Hardware und einem super Angebot bei Steam habe ich auch nochmal für den PC zugeschlagen, auf dem das Spiel allerdings unspielbar ist. So war das Kapitel GTA IV für mich erstmal erledigt.


GTA IV, die Zweite.

In der Zwischenzeit habe ich San Andreas noch einmal durchgespielt, zum mittlerweile dritten mal, und es hat immer noch Spaß gemacht, allerdings ist die schon zu Release etwas kantige und verwaschene Grafik in der Zwischenzeit kaum mehr zu ertragen. Big Smoke wird von mal zu mal nerviger, genauso wie die Bandenkriege und Autorennen, die man in erster Linie noch hinter sich bringt, weil es eh gemacht werden muss, Individualisierungen an Körper und Auto nutzt man kaum noch. Die Missionen und Charaktere sind nachwievor super, aber die Euphorie über das Spiel ist doch sichtlich abgeebbt und lässt mich das Spiel etwas nüchterner betrachten. Es ist nachwievor ein großartiges Spiel, aber das motivierte mich, GTA IV noch einmal eine Chance zu geben.

Also noch einmal von vorn, nur diesmal ein wenig unvoreingenommener. Mittlerweile sind 4 Jahre vergangen, GTA V steht schon in den Startlöchern, und die Episodes liegen noch eingeschweißt im Regal, daran muss ich etwas ändern. Also wieder den Controller in die Hand und von vorn anfangen, der alte Speicherstand war eh für die Katz. Das Intro ist immer noch grandios, die Autos steuern sich immer noch schwierig, Roman nervt. Aber ich merke, wie ich diesmal Niko Bellic schon wesentlich cooler und abgeklärter finde. Er ist immer noch der unsympathische Verbrecher, aber eben auch saucool. An die Fahrphysik gewöhnt man sich schnell, wenn man nur will. Und mit dem ersten Freundes-Bonus motiviert es einen auch, ab und an mit Little Jacob zu KFC Cluckin' Bell zu fahren, da man ihn im Gegenzug jederzeit mit einem Kofferraum voller Waffen, natürlich zum Vorzugspreis, zu sich ordern kann, auch in Missionen. Die Missionen machen Spaß und fordern, ohne allzu frustrierend zu sein. Vor allem hat man eine Vielzahl an verschiedenen Missionen, vom einfachen Auftragsmord über Kletter- und Sprungpassagen über Autorennen über Sam-Fisher-Schleich-Aktionen über Denkaufgaben über Bewerbungsgespräche bis hin zu ein-Mann-Armee-Einsätzen, bei denen man besser im Vorfeld seinen zu erwartenden Lohn  in Sturmgewehrmunition umsetzt. Dass es "nur" eine Stadt ist, ist auch vollkommen in Ordnung, wenn man kein Umland erwartet, die Stadt ist so groß und lebendig, das macht schon einiges wett. Es gibt immer irgendwas zu sehen. Die Passanten sind vielfältig, während man in den Vorgängern noch copy-paste-Bürger hatte. Die verschiedenen Stadtteile, vom Bankenviertel bis zu den Sozialbauwohnungen, sind so authentisch, die Grafik macht den Rest. Außerdem sind die Charaktere einfach grandios! Die Mimik, die es bei San Andreas ja nur rudimentär gab, und die Sprecher leisten einen sehr überzeugenden Job, es werden tatsächlich so etwas wie Emotionen rübergebracht. Man weiß von Niko, dass er ein Ziel verfolgt, weil er noch eine offene Rechnung mit jemandem hat, man will es selbst auch erreichen, ohne zu wissen, worum es eigentlich genau geht. Um das ganze abzurunden, ist die Story so supergut geschrieben, mit unerwarteten Wendungen und schockierenden Zwischenfällen, dass sie viele Kriminalfilme in den Schatten stellt. Super!


Fazit

Ich liebe San Andreas nachwievor und werde es auch bald wieder spielen, aber San Andreas und IV sind wirklich zwei paar Schuhe. Hat man bei San Andreas noch die überzogene comichafte Welt und die Story und Spielelemente, die man als "best of Zeitgeist" zusammenfassen könnte, jedoch ohne wirklichen glaubhaften Zusammenhang, ist GTA IV ein wahrhaftes Kriminal-Meisterwerk, ohne allzu sehr entscheidende Freiheiten einzugrenzen, die man beim Vorgänger noch hatte, und ohne weniger sarkastisch, beißend, parodistisch zu sein. Anspielungen und Seitenhiebe finden sich an jeder Ecke, die Charaktere sind gleichermaßen glaubhafter und doch teilweise auch lustig, und noch immer ist alles hemmungslos überzogen. Ich freue mich schon, es noch vollständig durchzuspielen und die Episodes nachzuschieben!

Und: So sehr ich es hier schlechtrede, das ist alles nur relativ. San Andreas ist und bleibt mein Lieblingsspiel. Zumindest bis ich mir GTA V leisten kann...?

Bilderquelle: http://gta.wikia.com/ , Collage von mir