Donnerstag, 20. Februar 2014

Facebook und Whatsapp, oder: Warum man spätestens jetzt die Notbremse ziehen sollte.

Facebook hat Whatsapp gekauft, das hat sicher mittlerweile jeder mitbekommen. Und sicher hat auch jeder schon mehrfach den Witz gehört, dass es Whatsapp doch für 89 Cent gibt und man keine 16 Milliarden dafür hätte ausgeben müssen. Dann schmunzelt man kurz und das Thema ist abgeschrieben. Aber da würde ich gerne noch einmal einen Schritt zurück gehen.
16 Milliarden. Scheiße, das kann man sich gar nicht vorstellen. $16.000.000.000. Das sind $2,24 für jeden Menschen auf der Erde. Einfach so, für einen Messaging-Dienst, obwohl Facebook bereits eine intensiv genutzte Messaging-Funktion hat. Aber bei Facebook arbeiten keine Idioten, die das Geld zum Fenster rauswerfen. Warum also steckt man eine dermaßen abartig hohe Summe in so eine Investition?

Ich packe nur ungern die "ÜBERWACHUNG!!!"-Keule aus, aber hier geht es fast nicht anders. Facebook hat bereits alle unsere Daten, sowohl die, die man bewusst abgegeben hat, wie hochgeladene Fotos, Namen, Posts, als auch die, die aus diesen Informationen gewonnen werden. Dazu zählen unzählige demografische Statistiken, Nutzungsverhalten, Youtube-Vorlieben, Musik- und Film-Präferenzen, Kontakte, und so weiter. Facebook weiß (vermutlich besser als der Staat), in welchen Bundesländern die meisten Realschulabschlüsse erzielt werden, wie viele weibliche Freunde ein Physikstudent im Durchschnitt hat und was Leute über 60 am liebsten für Musik hören.

Abgesehen davon hat Facebook mit dem integrierten Nachrichtendienst auch schon ein Auge auf eine Vielzahl an persönlichen Gesprächen, die natürlich auch Wort für Wort ausgewertet werden. Jetzt kann man sagen "Hey, ich habe gelesen, dass Whatsapp auch offen wie ein Scheunentor ist! Warum regen sich alle so auf?!", aber hier muss bedacht werden, dass Whatsapp und Facebook zwei paar Schuhe waren. Nun ist das Kommunikationsmonopol bei Facebook. Wenn jetzt noch - und das prophezeihe ich bereits jetzt! - eine VoIP-Funktion bei Whatsapp eingebunden wird, damit die Nutzer mit Datenflatrate kostenlos telefonieren können, wird diese auch viel und häufig genutzt. Und das kann man den Leuten auch nicht verübeln, für 10€ gibt es Datenflatrates, die dann genauso gut sind wie Allnet-Flats. Und dann ist der Super-GAU eingetreten:

Dann wird JEGLICHE Kommunikation über Facebook ablaufen.
(Und DAS ist Facebook locker 16 Milliarden wert.)

Wir haben schon oft leichtfertig 1984-Vergleiche angebracht. Aber noch nie war es so angebracht wie jetzt, und der Großteil der Leute rennt da lachend ins offene Messer.

So reißerisch dieser Text auch war, so einfach die Message: Sucht euch eine Alternative für Whatsapp.

Ich empfehle für den Moment Telegram, das ist kostenlos im Gegensatz zu Threema, nicht so eine Datenkrake wie Viber und zumindest eine gute Übergangs-, wenn nicht Dauerlösung.

6 Kommentare:

  1. Mir ham nischt zu verbergen!

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  2. Ich bin auch hin und hergerissen. Aber ein Teil seiner Kommunikation über einen anderen Anbieter, als einen Service von Facebook, laufen zu lassen, scheint leicht umsetzbar und gibt mir ein bisschen besseres Gefühl. Telegram ist exakt das gleiche wie Whatsapp nur gehört es noch nicht facebook. Also warum nicht erstmal parallel nutzen.
    Klar, denkt man sich erstmal: mir doch egal, wenn sie (facebook) mir passende Werbung anbieten wollen!
    Aber irgendwie schwingt da bei diesem Datenklau ein bisschen mehr mit, wenn man anfängt sich darüber Gedanken zu machen. Sie haben die Daten, solange sie die nicht für mehr nutzen, als Werbung anzupassen, juckt es uns eigentlich nicht. Aber irgendwie bleibt eine Unsicherheit, da die Erhebung und Verwendung der Daten für uns überhaupt nicht transparent, nachvollziehbar oder einschätzbar ist. Was wissen die wirklich über uns? Wie sicher sind Daten über uns bei ihnen? Ein Hacker und alle meine Daten sind allen zugänglich? An wen werden sie die Informationen verkaufen? ... und wie geht das alles weiter?
    Klar, ist es mir im Moment relativ egal, ob sie mein Geschlecht und meinen Namen kennen. Aber was darüber hinaus ausgewertet wird und mit den Auswertungen passieren wird, überblicke ich einfach nicht. Meine Konsequenz daraus ist zumindest, die Konkurrenz zu unterstützen. Denn Wettbewerb zu fördern, kann zumindest ein Schritt gegen den unkontrollierten Datenmissbrauch eines Monopolisten sein.

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  3. Ich empfehle jedem THREEM

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    1. Davon habe ich auch gehört, aber ich bin erstmal knausrig ;) Das wichtigste ist meiner Meinung nach erst einmal, verschiedene Unternehmen zu nutzen. Telegram macht schonmal einen super Eindruck, Threema schau ich mir bei Gelegenheit mal an!

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  4. Ich find's momentan lustig, wie viele Leute WhatsApp löschen, die aber noch bei Facebook sind. Der einzige Schritt, der etwas bewirken kann, wäre, eine Alternative zu Facebook aufzubauen und denen den Rücken zu kehren.

    Aber klar... wir sind abhängig. Und da schließe ich mich mit ein. Ich bin nicht bei Facebook und Whatsapp, weil ich die total super finde. Im Gegenteil, Facebook kann einen auf so vielen Ebenen aufregen: Da werden Privatsphäreoptionen ohne Ankündigung entfernt, Support existiert kaum und beim Erstellen von Werbeanzeigen fühlt man sich tatsächlich wie ein schmieriger NSA-Agent.
    Für mich gibt es schlicht keine Alternative, weil ich dort hin gehe, wo die Menschen sind, mit denen ich Kontakt halten will - oder muss, wegen der Arbeit. Es wäre mir lieber, wenn sich andere Netzwerke durchsetzen würden... ich probiere sie auch fleißig aus. Aber solange dort kaum jemand ist, machen sie keinen Sinn.

    Eine Antwort auf das Problem habe ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass Facebook irgendwann uninteressant für die breite Masse wird - weil es halt das Internet ist. Da bleibt nichts für die Ewigkeit :). Und zu diesem Zeitpunkt muss es dann die richtige Alternative geben.

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