Mittwoch, 25. März 2015

Lieber Oliver,

du warst für mich immer einer der ganz großen. Was habe ich, wie jeder andere, über deine Sendung, den Wixxer und deine Kolumne lachen können. Der Übergang vom Pay-TV über einen großen Privatsender hin zu einem nicht so großen Privatsender und sporadischen Auftritten bei einem kleinen Internet-TV-Format ist eine Karriereleiter, die dir nicht gerecht wird.

Allerdings habe ich in jüngster Zeit zwei mal das Gefühl gehabt, dass wir nicht mehr auf der selben Welle schwimmen. Das erste mal war, als du dich über Moneyboys Auftritt bei joiz lustig gemacht hast. Ich erwähne der Fairness halber gleich vorneweg, dass ich Moneyboy-Fan bin, wir wollen ja mit offenen Karten spielen. Bei dem Auftritt gab es sicherlich viel zu parodieren, aber den Freestyle sicher nicht, der war super, und jeder, der sich ein bisschen mit Rap beschäftigt, wird da sicher zustimmen. Auch wenn du für deine Show oft genug den Nazi gemacht oder dich als Frau verkleidet hast - hier hast du dich richtig zum Affen gemacht, stellvertretend für eine verkalkte Generation, die mit Rap nichts anzufangen weiß. Darauffolgende etwaige Anfeindungen seitens der Moneyboy-Anhänger waren zu erwarten und kamen, wenn auch unberechtigt. Es ist ja alles Satire, und Satire darf bekanntlich alles.

Nun bezeichnest du kurz darauf Moneyboy in einer, nun ja, fast schon Hetzrede, öffentlich als Arschloch wegen seiner Witzeleien über den Flugzeugabsturz und hängst als Beleg den Focus-Artikel an. In den Kommentaren stimmen deine Fans und Anhänger in diesen Schmähgesang mit ein, in einer Art und Weise, die man kaum zu zitieren wagt, darunter "Tötet es, bevor es Eier legt!", "Das kommt davon, wenn die Eltern Geschwister sind", "Haut dem mal einer in die Fresse!", "Kill it with fire", etc., und das waren noch die harmloseren.

Dabei hat Moneyboy selbst seine Witze schnell relativiert und sich in gewisser Hinsicht entschuldigend geäußert, unmittelbar nach den anderen Tweets. Das steht sogar im Focus-Artikel, den wohl weder du, noch einer deiner Anhänger bis zum Ende gelesen haben. Moneyboy ist ein Entertainer und er macht Witze. Die sind teilweise geschmacklos, da will ich gar nicht drüber reden, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass gerade du da so heftig reagierst. Wenn eine Zeitschrift 1-2 Milliarden Menschen zutiefst beleidigt, stehst du trotzdem auf deren Seite, tu es Charlie, da hast du dich offen dazu bekannt.Natürlich war das Attentat schrecklich und überflüssig, darüber will ich gar nicht diskutieren, aber im Nachhall ging es um die Meinungs- und Redefreiheit, die jedem von uns am Herzen liegt.

Unter deinem Post wurden zahlreiche Kommentare, die Sympathie mit Moneyboy bekundet haben, gelöscht, während etwa die, die zu seiner Ermordung aufrufen, stehen gelassen werden. Ein Hoch auf die freie Meinungsäußerung! Einer der Kommentare war "Meldet alle seine Profile, damit er gesperrt wird", und da sind viele mit eingestiegen. Ein Hoch auf die freie Meinungsäußerung!

Ich hätte einen derartigen Beitrag deinerseits nie erwartet. Ich gehe davon aus, dass da einfach die Bockigkeit aus dir gesprochen hat, weil du auf deine Moneyboy-Parodie so viel Kritik geerntet hast. Ist bestimmt irgendwie auch nachvollziehbar, aber irgendwie auch einfach scheiße.

Hochachtungsvoll,
Thorsten

Freitag, 14. November 2014

Moneyboy bei joiz

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Wahrscheinlich - nein, mit ziemlicher Sicherheit - kennen die wenigsten von euch joiz. Das ist auch nicht weiter schlimm. Denn joiz ist nichts weiter als ein kleiner privater TV-Sender, der vermutlich aus der Digitalisierung des TV-Rundfunks und dem daraus resultierenden Überangebot an freien Sendeplätzen heraus gegründet werden konnte und sich wie alle privaten Fernsehsender aus Werbung finanziert. Nun sitzen die Mitarbeiter dieses Senders in Berlin und fühlen sich jung, hip und überlegen. Ist auch alles ganz modern, mit interaktiven Kommentaren etc., und twitter und facebook können sie auch. Soweit, so mittelmäßig.

joiz ist ein junger Sender mit jungen Leuten für junge Leute. Entsprechend gibt es auch junge hippe Themen. Einer der Experten für dieses Thema ist joiz-Mitarbeiter Kevin, der sich auf der Games Convention rumtreibt und mit Rockstah das Computerspielmuseum besucht. Fachwissen hat er jedoch nicht. Während Rockstah über Videospielgeschichte, eigene Erfahrungen und sonstiges erzählt, beschränken sich die Kommentare von Kevin zumeist auf "oh, die hab ich auch mal gespielt!" oder "war das nicht das mit dem und dem? ... nein? ... ja genau das meinte ich!", wobei dem Zuschauer mit jeder Silbe bewusster wird, wie wenig Ahnung dieser Mensch von Videospielen hat. Rockstah tat mir da sehr leid.

Aber das nur am Rande. Grund für mich, diesen Beitrag zu schreiben, war der Auftritt von Moneyboy im "Living Room" bei joiz. Angefangen hat es damit, dass zwei hyperaktive und im großen Maße kindische Moderatoren Alexandra und Martin sich über Alexandras "blind date" unterhielten (sie wusste angeblich nicht, wer zu Gast war). Alexandra äußert sich in diesem Vorgeplänkel darüber, dass sie nie einen hässlichen Typen daten würde, Martin erfreut sich daran, dass Alexandras Po in Richtung seiner Genitalien gestreckt wurde. Ein wirklich sympathischer und seriöser Haufen da bei joiz.

Nach einer kurzen Vorstellung wird zu Martin in die Regie geschaltet, der mit den Userkommentaren, die Worte wie "crispy" oder "swaggy" enthalten, nichts anzufangen weiß. Offensichtlich hat selbst der Typ, der die Gelegenheit hatte, sich vorzubereiten, diese nicht genutzt. Dann schickt und Alexandra in die Werbung mit der Ansage, es könne nur besser werden. Spätestens bei dem Spruch wäre ich als Gast aufgestanden und gegangen.

Der Tragödie zweiter Teil, das Candle-Light-Dinner. Die beiden finden heraus, dass sie beide Karneval nicht mögen und geben sich high five. Alexandra sagt dann, da stecke man sich eh nur mit allen möglichen Krankheiten an. Moneyboy spricht das aus, was alle denken, "Aids, zum Beispiel" (worauf Alexandra gleich zurückrudert - an was dachte sie denn?) und schiebt noch ein "#nohomo" nach, ein mittlerweile zwar nicht politisch korrekter, aber geläufiger Ausdruck im Internet. Damit sollte die hippe Berlinerin sich doch auskennen. Trotzdem werden die joiz-Leute ihm später einen Strick daraus drehen. Der nächste Punkt schließt sich sofort daran an. Moneyboy spricht sich für Drogenkonsum "auf Partys und so" aus. Er hat ein Album rausgebracht, welches "HiTunes" heißt. Ich spreche mich jetzt nicht für Drogen aus, aber soviel ich weiß, gibt es in diesem Land nach Art. 5 des Grundgesetzes so etwas wie Meinungsfreiheit. Einige Vergleiche in seinem Freestyle - "sick wie Leukämie" - werden ihm ebenfalls vorgeworfen. Wer Moneyboy einlädt, wird sich doch ein bisschen über ihn informiert haben. Er ist ja mittlerweile für seine Tweets etc. berüchtigt, da sollte einen so eine Line dochweder verwundern, noch sollte man ihn öffentlich und live dafür anprangern.

Ein paar Zitate:

Moneyboy: "Ich hab ja auch studiert."
Alexandra: "Also kannst du nicht GANZ blöd sein, oder?"

Martin: "Du hast doch gerade gesagt, Moneboy, dass die Leute nicht ganz so dumm sind, dann möchte ich jetzt mal ein paar Zitate aus dem Chat vorlesen, wo ich mich dann doch fragen muss, ob sie nicht doch dumm sind..."

Martin verließt außerdem sämtliche Beleidungen aus dem Chat gegen Moneyboy.

Kola mit Ice - DER Track, der alkoholfreie Getränke anpreist - und Alexandra findet auch hier "ein paar Sachen, von denen [sie sich] klar distanzieren will"

Martin sagt, er hätte das Interview lieber mit Augen- und Ohrenbinde erlebt um es nicht ertragen zu müssen.

Martin sagt, Moneyboy hätte gegen das Gebäude gepisst.

So geht es weiter. Das könnte man jetzt einfach so stehen lassen. Es war in den Augen von joiz vielleicht keine Sternstunde, aber unterhaltsam war es allemal, und zweifelsohne hat es joiz zu unzähligen Zuschauern verholfen. Passt ja eigentlich alles. Aber joiz will das nicht so stehen lassen.

Runde zwei gibt es dann auf facebook:




Was soll man dazu noch sagen? Einen Gast (von dem man wissen MUSSTE, worauf man sich einlässt!) einzuladen, ihn noch während der Sendung nicht nur dumm dastehen lassen zu wollen, sondern ihn auch geraderaus zu beleidigen und zu diskreditieren, und im Nachhinein zig facebook-Einträge veröffentlichen, um noch mehr Klicks zu generieren, in denen man sich ausschließlich über ihn lustig macht. Das ist jetzt meine Meinung, aber diese komplette Aktion widert mich einfach an.


Alexandra hat sich übrigens im Vorfeld die Hoffnungen gemacht, dass Cro kommt. Die halten sich wohl wirklich für einen TV-Sender. Arme Irre.

Samstag, 29. März 2014

Echo und Schlager

Eins vorneweg: Der Anlass, diesen Beitrag zu schreiben, war, dass selbst renommierte HipHop-Journalisten wie Falk Schacht plötzlich anfangen, Hetz-Blogeinträge gegen Helene Fischer und co. zu teilen und zu unterstreichen.

Ich selbst bin bekennender Schlager-Fan. War ich eigentlich schon immer. Vielleicht liegt das daran, dass ich, seit ich zehn bin, mit meinen Großeltern keinen Kontakt mehr habe und mich so unvorbelastet und allein an jegliche Musik herantasten konnte, vielleicht, weil ich ehrlicher bin als all die Heuchler, die immer über Schlager herziehen, aber kaum dass man im Club mal "Du hast mich tausend mal belogen" auflegt, lauthals mitsingen und mitsingen können. Vielleicht auch, weil Schlager, so seicht er auch sein mag, eine ordentliche Musikrichtung ist, die durchaus ihre Existenzberechtigung hat, ungeachtet des Alters des Hörers.

So richtig fing das Gemotze vor allem in den letzten ein, zwei Tagen an, als Helene Fischer beim Echo abgeräumt hat. Aber um es kurz zu halten: Natürlich gewinnt Helene Fischer. Natürlich gewinnt Beatrice Egli. Was erwarten die Leute denn von einem Musikpreis, der sich für so wichtig hält, dann aber in der Kategorie "Pop/Rock national" den Preis an Schnarchnase Tim Bendzko (über den ich noch kein Gemecker gelesen habe - scheiße, ist der langweilig!) und in der Kategorie "Bestes Video" Y-TITTY mit dem Preis adelt. Da hat Max Herre, der seinen Zenit (leider!) längst überschritten hat, sich gegen Größen wie Sido, Bushido, Marteria und Alligatoah durchgesetzt. Warum, weiß keiner. Ich habe Max Herre das letzte Jahr kein einziges mal im Radio gehört, ohne "The Voice" würde, ungeachtet seines neuen Albums, kein Hahn mehr nach ihm krähen. Versteht mich nicht falsch, ich mag Max Herre, aber sowohl Marteria als auch Alligatoah hatten riesen Hits, Sidos Album ist richtig gut, und gegen Bushido hat mich zum ersten mal seit Jahren wieder richtig begeistert mit seinem (zugegebenermaßen relativ stumpfen) "Sonny Black". Trotzdem gewinnt Max Herre, weil ist halt so. Und deshalb sollte niemand diesen Preis in irgendeiner Form repräsentativ sehen.

Aber ich weiche vom Thema ab.

Warum ist Schlager so verschrien? Klar ist es "alte Leute Musik", "anspruchslos", "einfach gestrickt", "kitschig", bla bla bla. Das selbe kann ich über 95% aller anderen Künstler und Musikrichtungen sagen und pauschalisieren. Schlager ist ebenso "gute Laune Musik", "Bierzeltmusik", "deutsche Musik", da kann man mitsingen, das vereint die Partygäste, das kommt gut an. Als ich vor einigen Wochen im Studentenclub mit einem Kumpel eine Schlagerparty veranstaltet habe, haben die Leute mitgetanzt, sowohl Gesellschaftstanz als auch normal, wie man halt im Club tanzt, mitgesungen und hatten einen riesen Spaß. Das mag daran, liegen, dass so eine Cluböffnung die Ausnahme und damit etwas besonderes ist, aber es hat funktioniert. Im Club herrschte eine super Athmosphäre und alle hatten Spaß zu Musik von 1953 bis 2014. Wenn ich hingegen in einen Club geh und dieseme zusammengewürfelte epilepsieerregende Kackscheiße von Avicii und co. höre und die Leute dazu abzappeln seh, wird mir persönlich schlecht.

Jetzt hat Helene Fischer mit "Atemlos" einen riesen Hit. Die meistgegoogelte Frau Deutschlands, Frau von Florian Silbereisen, astreiner Schlagerhintergrund. Und plötzlich macht sie Pop und alle meckern. Warum eigentlich? Weil keiner auch nur für einen halben Meter nachdenkt oder sich mit dem Thema beschäftigt. Was macht Schlager aus? Was macht Pop aus? Man kann einen Künstler nicht auf ein Genre beschränken. Cro sagt von sich selbst, er macht Raop, dann macht Helene Fischer eben Schlaop. Klingt doch cool, oder? Helene Fischer hat schon immer genau diese Sorte Musik gemacht. Ob "Phänomen", "Und morgen früh küss ich dich wach" und so weiter. Das hätte alles zu so einem Überraschungshit werden können. Wurde es aber nicht, weil es immer unter dem Label "Schlager" vermarktet wurde und Schlager sind bäh.

Manche beschweren sich nun, dass die Jugend den Schlager für sich entdeckt hat, aber das ist Schwachsinn. Die Jugend hat nur ein Lied für sich entdeckt, und das laden sie illegal aus dem Netz. Den Echo bekommen Helene Fischer und Beatrice Egli, weil ihre primäre Zielgruppe sich die Platten tatsächlich kauft, und die sekundäre das Teil runterlädt und das so viral geht. Und letztlich ist es für den Moment auch nur eine Phase. Kein Jugendlicher wird mir auch nur ein Lied von Roland Kaiser oder Rex Gildo nennen können. Die Jugend interessiert sich einen Scheiß für Schlager. Finito.

Sind wir doch einfach froh, dass einer der großen Hits dieses Jahr ein ordentlich durchkomponierter Song von einer Frau ist, die tatsächlich ordentlich singen kann, weil sie eine ordentliche Gesangsausbildung hat. Um mal daran zu erinnern: Pop hat Macarena, Dragostea din tei, Durch den Monsun und den Burger Dance über sich ergehen lassen müssen. Gönnen wir ihm doch den Ausflug in Richtung Schlager. Denn mehr als ein Ausflug wird es sicher nicht bleiben. Und falls ich falsch liege, würde ich mich freuen. Dann darf ich häufiger hinter das DJ-Pult.

Montag, 10. März 2014

Bahnbrechend

Ich nehme, wie vermutlich jeder, ab und an die Dienste eines landesweit agierenden Personenbeförderungsunternehmens in Anspruch. Da dies jedoch mittlerweile immer seltener geschieht und mir mit jedem mal mehr widerstrebt, dachte ich, dass ich mal ein paar Gründe dafür nennen könnte.


1. Zeit

Ich kenne kaum eine Verbindung, die schneller ist als mit dem Auto. Klar gibt es Direkt-Strecken, die gut durchkommen, aber die sind eher die Seltenheit. Wenn ich beispielsweise mit o.g. Unternehmen von Ilmenau/Thüringen nach Stuttgart fahren will, bin ich 5-6 Stunden unterwegs, mit dem Auto vielleicht 3. Besonders krass ist es, wenn ich meine Mutter in Aalen besuchen fahr, und aus 2,5 Stunden (Auto) schnell mal 7-8 Stunden werden können. Wenn man ICE schnellere Züge dazubucht, ist es in der Regel nur geringfügig schneller, dafür aber wesentlich teurer. Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt.


2. Preis

Ich nutze (warum auch immer) ein Angebot des betreffenden Personenbeförderungsunternehmens, das gegen eine Einmalzahlung von 255 Euro, ermäßigt 127 Euro, erlaubt, die Fahrkarten für den halben Preis zu erwerben. Selbst mit dieser Karte und wenn man nur Regionalverkehr nutzt, zahlt man häufig mehr für eine Fahrkarte, als der Sprit bei der entsprechenden Autofahrt kosten würde. Spätestens sobald man zu zweit unterwegs ist, kommt man also mit dem Auto günstiger weg, manchmal schon allein. Wenn man das Rabattangebot nicht nutzt, sowieso.


3. Sparangebote, oder: Wo ist der Haken?

Das Unternehmen bietet auch Aktionen an, die manchmal relativ günstig sein können. So kann man etwa als jemand, der alleine fährt, für 23 Euro durch ganz Baden-Württemberg fahren, das kann erweitert werden für bis zu 5 Personen, wobei pro zusätzlichem Mitfahrer 4 Euro zugezahlt werden müssen. Da braucht es keine Karten oder so, um einen guten Preis zu bekommen. Selbstverständlich gilt das nur in Regionalbahnen, aber das ist zu verkraften. Trotzdem hatte ich mit diesen Angeboten auch häufig genug Probleme: Trotz der Ankündigung, damit im ganzen Bundesland mit allen Zügen fahren zu können, reichen 2 Angebote angrenzender Bundesländer nicht aus, um die Grenze zu überschreiten, denn die Angebote gelten entgegen aller Versprechen nur bis zum jeweils letzten Bahnhof des Bundeslandes - für die Strecke von der letzten Station in Bundesland A bis zum ersten Bahnhof in Bundesland B muss ein Ticket gelöst werden, wodurch dann pro Person noch einmal locker 5 Euro draufgerechnet werden können. Dazu kommt die Inkonsistenz bei der Gültigkeit in städtischen Verkehrsbetrieben. Teilweise gilt das Ticket, teilweise nicht, teilweise nur in Bussen, aber nicht in Straßenbahnen, und so weiter. Außerdem gilt das Ticket erst ab 9 Uhr, dafür bis nachts um 3. Wer also einen Tagesausflug plant, darf erst um 9 Uhr losfahren, dafür bis 3 Uhr unterwegs sein. Dass die letzten Züge selbst an den Wochenenden meist nicht nach 0 oder 1 Uhr fahren, bleibt dabei vollkommen außer Acht.


4. Die Fahrgastrechte

HAHAHAHA!!!!! (Im Ernst, wenn ihr Wartezeit am Bahnhof habt, lest euch das durch. Sollte überall aushängen.)


5. Die Zu- und Umstände beim Reisen

Klar - es kommt häufig genug vor, dass man eine gute Verbindung hat, Platz im Zug ist und die Züge ordentlich sind. Aber wesentlich häufiger, dass mindestens einer, wenn nicht alle drei Faktoren nicht zutreffen.

Jeder kennt es wohl, durch den Bahnhof zu hetzen, weil die Umsteigezeit zu niedrig angesetzt war, und den Zug dann doch zu verpassen (ergänzend dazu siehe Punkt 4 - Die Fahrgastrechte), nicht rechtzeitig nach Hause zu kommen und dann ist das Essen schon kalt, dass die Frau auf den Tisch gestellt hat. Solche tragischen Schicksale gibt es tagtäglich zu tausenden. Häufig genug ist das auch dadurch bedingt, dass man zu spät im Bahnhof ankommt, weil der Zug noch auf Fahrgäste eines verspäteten Zuges gewartet hat, der Zug in den man umzusteigen gedenkt, wartet aber nicht.

Die Züge sind, vor allem für große Menschen, teilweise einfach zu eng. Das sei mal dahingestellt, ist zwar scheiße, aber kann man nicht ändern. Wenn Züge aber regelmäßig einfach zu voll gestopft sind, ist etwas schlecht geplant. Die Strecke Erfurt-Jena ist quasi immer überfüllt, gerade zu Stoßzeiten. Das Beförderungsunternehmen hängt da aber keinen zusätzlichen Wagen dran, weil es sich darauf verlässt, dass die Leute damit rechnen, weil der Zug ja sowieso immer überfüllt ist. Bei den Schnellzügen des Unternehmens, für die man ohnehin schon das doppelte zahlt, kann man gleich nochmal ein paar Euro für eine Sitzplatzreservierung drauflegen, da man sonst unter Garantie keinen bekommt.

Über den Zustand der Züge will ich gar nicht zu viele Worte verlieren, nur zwei Punkte:
1. Ist es so schwer, vor dem Start eines Zuges die Mülleimer zu leeren, zumindest die, die schon nicht mehr zugehen, und kurz mal den Boden zu wischen, zumindest da, wo die Schuhe beim laufen kleben? Ich würde sagen nein. Ich scheine falsch zu liegen.
2. Nehmt euch mal so ein Reise-Desinfektionsreinigungsspray mit, besprüht damit Sitz oder Fenster und zieht es mit einem Taschentuch ab. Das mag jetzt pedantisch und kleinkarriert erscheinen, aber das ist erschreckend und hochgradig unhygienisch, wie dreckig die Sitze sind, auch wenn sie sauber erscheinen.


6. Dieser Maulwurf

Mal ehrlich: Welches Unternehmen hat ein Maskottchen, das Leute vertröstet, weil Bahnen sich verspäten oder ganz ausfallen?


7. Zu guter Letzt: Die Strecke Würzburg-Erfurt

Ich will nicht wissen, was da für Kräfte auf den Körper wirken, aber danach geht es mir schlechter als in jeder Achterbahn. Gerade das Stück zwischen Grimmenthal und Plaue zaubert jedem Mitfahrer ein Kotzen ins Gesicht.


Nun ist aber genug gemeckert. Übrigens möchte ich an dieser Stelle betonen, dass das ein reines Gedankenexperiment war. Ein tatsächlich existierendes Unternehmen wäre in dieser Form undenkbar.

Mittwoch, 5. März 2014

Videospiele als Kunstprodukte

Das ewig verschobene und lang erwartete South Park RPG "The Stick of Truth" bzw. "Der Stab der Wahrheit" wurde in Deutschland erneut verschoben. Grund dafür ist, nach Angaben der Macher, ein Hakenkreuz, was noch im Spiel zu sehen ist, eines aus tausend. Nun ist es natürlich so, dass das ein verfassungsfeindliches Symbol ist, wodurch eine Abbildung strafbar ist, solange es nicht im Rahmen eines Kunstprodukts oder ähnlichem (vgl. §86 Abs. 3 StGB) stattfindet.

Dass Videospiele Kunstprodukte sein sollen, wird schon seit langem abgestritten. Dadurch hat man WW2-Shooter ohne Hakenkreuze, aber mit angedeuteten Krakeleien auf Fahnen und Armbinden. Ich fange jetzt keine Diskussion darüber an, ob es als Lehrzweck durchgehen würde, Nazis authentisch abzuknallen, ich will nur erwähnen, dass das ja nicht das erste mal ist, dass in einem Videospiel das Skalpell angesetzt wurde, um Hakenkreuze zu entfernen. Aber das weiß wohl eh schon jeder.

Was macht nun ein Kunstprodukt aus? Filme und Musik sollen Kunstprodukte sein, Videospiele nicht. Warum eigentlich?

Der ab 16 Jahren freigegebene "American History X", der den Lebensweg eines Neonazis beschreibt, kann und wird - gerade von geistig nicht ganz im Saft stehenden Teenagern - leicht missgedeutet. Die Läuterung wird ausgeklammert, übrig bleibt ein Mann mit Hakenkreuz auf der Brust und das berühmt-berüchtigte "Bordstein"-Zitat. Wer mir erzählt, dass das für Jugendliche in ihrer Selbstfindungsphase, gerade wenn sie obendrein noch Stress in der Schule, gegebenenfalls sogar mit ausländischen Mitbürgern, haben, nicht gefährlich ist, der hat nicht mehr alle Latten am Zaun. Wie gesagt, der Film ist ab 16 Jahren freigegeben.
(Trotzdem guter sehenswerter Film!)

Musikalisch kann man, solange man nicht offen Propaganda für das dritte Reich und Hitler, bzw. gegen Ausländer macht, sowieso alles machen, wird sogar zum Echo eingeladen, und so die Köpfe der Kinder weichspülen. Gerade Musik ist ein nicht zu unterschätzender Bestandteil des Alltags der Jugend, nach dem im Zweifelsfall der ganze Lebensstil gerichtet wird. Wie ein Hakenkreuz aussieht, weiß sowieso jeder, gefährlich ist das Denken, das den Leuten eingepflanzt wird, und das passiert bei vielen Bands, die nicht geächtet, teilweise sogar angesehen werden.

Und was ist mit Videospielen?
Man konnte "Grand Theft Auto V" in den letzten Monaten einfach nicht aus dem Weg gehen. Anzeigen in allen Zeitschriften, Berichte in Nachrichten, nicht zuletzt 3 Einträge in das Guinness Buch für die abnormal hohen Verkaufszahlen und -geschwindigkeiten. Männer wie Frauen, jung wie alt, jeder liebt dieses Spiel. Spiele wie "Heavy Rain" oder "L.A. Noire" haben mehr Anspruch und Ästhetik als so mancher jeder Til-Schweiger-Film. Nerd zu sein heißt lange nicht mehr im Keller zu sitzen, sondern wurde vielmehr zu einem popkulturellen Phänomen, Lebens- und Kleidungsstil. In Videospielen steckt ebenso viel Arbeit, wenn nicht noch mehr, wie in einem aufwändigen Film, und es ist ebenso Teil unserer Kultur. Hier kann man doch Hakenkreuze - unter den selben Auflagen wie bei den anderen Punkten des §86 Abs. 3 StGB - zulassen, warum sollten sie hier mehr oder weniger Schaden anrichten als sonstwo? Diese Argumentation ist nichts halbes und nichts ganzes. Ich will entweder ungekürzte Spiele, oder gekürzte Knopp-Dokumentationen.

Dass das South Park Spiel wegen eines Hakenkreuzes neu gepresst werden muss, während sogenannte "Kunstprodukte" tagtäglich in kleinen Kindern rechtes Gedankengut schüren, ist einfach lachhaft. Tut mir leid, wenn es hier keine Pointe gibt, mehr kann man nicht dazu sagen. Die Entwickler müssen uns doch für vollkommen bescheuert halten.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Android Launcher - Test

Es ist nicht zu glauben, wie schnell ich von meinem Handy Homescreen gelangweilt bin. Ich brauche immer etwas neues. Widgets nutz ich kaum, da diese fast immer mit erhöhtem Datenverkehr und Akkuverbrauch einhergehen. Was bleibt einem da noch übrig? Natürlich gibt es mit dem Themer eine supereinfache Methode, seinem Homescreen attraktiv und innovativ zu gestalten, allerdings war das bei mir zumindest ein ziemlicher Akkufresser. Apex, Nova und co. habe ich auch schon ausprobiert, fand aber nichts davon wirklich ansprechend. Vor allem eben waren sie wieder relativ langweilig, ist eben doch immer das selbe.

Deshalb habe ich mal einige Launcher abseits der Norm ausprobiert und möchte ein paar meiner Erfahrungen teilen.


Launcher8

Launcher8 ist ein Launcher im Windows-Phone-Look, der sich einfach anpassen lässt. Es werden Live-Kacheln unterstützt, es ist immer etwas in Bewegung und die Animation beim Öffnen einer App sieht aus wie auf einem "echten" Windows Phone. Man kann das Farbschema aus einer Vielzahl von Farben auswählen und es somit an den eigenen Geschmack (oder an die Handyhülle) anpassen.
Der App-Drawer sieht auch aus wie beim Windows-Phone, was ich jetzt nicht soo super finde, weil diese Liste doch relativ unübersichtlich und unnötig umständlich ist, aber das muss jeder selbst entscheiden.
Dafür, dass so viel los ist auf diesem Bildschirm, bleibt der Akkuverbrauch übersichtlich, auch wenn manchmal, vielleicht in Kombination mit irgendwelchen Apps, ich konnte dem noch nicht näher auf den Grund gehen, der Akku ziemlich runterrennt, was sich nach einem Neustart allerdings wieder relativiert hat. Ich habe den Launcher8 eine Woche lang ausprobiert und find ihn sehr schick. Ausprobieren lohnt sich!

Hier geht's zum Launcher8!


Smart Launcher

Mein Favorit bisher ist ganz klar der Smart Launcher. Hier sieht das Display sehr übersichtlich und aufgeräumt aus, solange man nicht zu viele Verknüpfungen darauf legt. Diese werden, je nach Einstellung, in Linien oder in einem Kreis ("Flower") angeordnet. Hier muss man gleich das erste und einzige größere Manko ansprechen: Das Sortieren der Verknüpfungen gestaltet sich etwas umständlich, da sie nicht frei angeordnet werden, sondern beim Erstellen einer Verknüpfung "nachgeschoben" werden und beim neu anordnen immer nur zwei Verknüpfungen ausgetauscht werden. Ist es dann aber eingerichtet, ist das kein Problem mehr. Die Uhr kann verschiedene Designs haben und durch ein Widget ausgetauscht werden, außerdem kann mit der Pro-Version eine extra Widget-Seite angelegt werden. Da ich wie anfangs bereits erwähnt kein Freund von Widgets bin, nutze ich diese Möglichkeit aber nicht.

Zur individuellen Anpassung können Designs, in vielen Fällen kostenlos, heruntergeladen werden, außerdem können andere Icon-Pakete installiert werden.

Der Clou beim Smart Launcher ist der App Drawer. Man öffnet ihn, indem man das entsprechende Icon anklickt oder - je nach Einstellung - von links bzw rechts auf den Homescreen wischt. Der Smart Launcher ordnet die Apps selbstständig in Kategorien wie zum Beispiel Kommunikation, Internet, Spiele, Tools ein. Ist man mit dieser Einteilung nicht einverstanden, kann man selbstverständlich die Apps auch in andere Kategorien ziehen. Durch die Einteilung in Kategorien muss man nicht ewig wischen und suchen, sondern hat alle Apps in 2 Klicks erreicht.

Des Weiteren bietet der Smart Launcher die Möglichkeit Apps auszublenden, was zum Beispiel von Vorteil ist, wenn man für die SMS Hangouts verwendet, oder einen alternativen Browser, mit dieser Funktion kann man die Stock Apps ausblenden und hat so einen aufgeräumteren App Drawer. Als Add-On hat man die Möglichkeit, Notifications zu installieren, die auf dem Homescreen an den Icons in Form einer kleinen Zahl angezeigt werden, praktisch!

Der Akkuverbrauch ist sehr gering, was den Launcher noch um ein ganzes Stück attraktiver macht. Definitiv mit mein Lieblingslauncher zur Zeit und einen oder mehrere Blicke wert!

Hier geht's zum Smart Launcher!


Lightning Launcher

Seit kurzem begeistert mich der Lightning Launcher. Im Moment lächerliche 304 Kilobyte groß, doch er bietet schier unendliche Möglichkeiten. Man kann jede Verknüpfung bis ins winzigste Detail anpassen, von der Größe über Schatten über Texte über Hintergrundbilder (ja, nur in den Kästen, die die Verknüpfung darstellen und und und. Man kann hier einen normalen Homescreen anlegen, wie man es von Android gewohnt ist, man kann theoretisch einen Homescreen in der Optik eines Windows Phones basteln, man muss nicht zwangsläufig einen Balken unten haben, in dem Drawer, Telefon und co geparkt sind, sondern man kann ihn auch links, rechts, oben, unten hinpacken oder gleich ganz weglassen und den kompletten Homescreen nutzen. In meinem Beispiel sieht das alles natürlich sehr chaotisch aus, aber ich wollte nur einmal einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten geben, und das ist nur die Spitze des Eisberges. Kreative Köpfe können sich hier super austoben, als Kreativitätsanstöße schaut euch einfach mal die Beispielbilder im Play Store an. Übrigens kann man hier zehnmillionentausend Homescreens anlegen, siehe Screenshot - ich nutze einen. ;)

Probleme scheint es wohl mit Widgets (ihr wisst schon Bescheid...) zu geben, bei vielen Widgets scheint er häufiger zu crashen. Ich nutze keine Widgets, bei mir läuft er einwandfrei und sehr akkusparend. Obendrein ist er so winzig und das bei diesen Einstellungsmöglichkeiten, ich bin begeistert!


Hier geht's zum Lightning Launcher!


Mir gefallen alle drei Launcher sehr gut, und wer sein Android mal etwas auffrischen will, sollte sie sich auf jeden Fall mal anschauen! Viel Spaß damit!

Facebook und Whatsapp, oder: Warum man spätestens jetzt die Notbremse ziehen sollte.

Facebook hat Whatsapp gekauft, das hat sicher mittlerweile jeder mitbekommen. Und sicher hat auch jeder schon mehrfach den Witz gehört, dass es Whatsapp doch für 89 Cent gibt und man keine 16 Milliarden dafür hätte ausgeben müssen. Dann schmunzelt man kurz und das Thema ist abgeschrieben. Aber da würde ich gerne noch einmal einen Schritt zurück gehen.
16 Milliarden. Scheiße, das kann man sich gar nicht vorstellen. $16.000.000.000. Das sind $2,24 für jeden Menschen auf der Erde. Einfach so, für einen Messaging-Dienst, obwohl Facebook bereits eine intensiv genutzte Messaging-Funktion hat. Aber bei Facebook arbeiten keine Idioten, die das Geld zum Fenster rauswerfen. Warum also steckt man eine dermaßen abartig hohe Summe in so eine Investition?

Ich packe nur ungern die "ÜBERWACHUNG!!!"-Keule aus, aber hier geht es fast nicht anders. Facebook hat bereits alle unsere Daten, sowohl die, die man bewusst abgegeben hat, wie hochgeladene Fotos, Namen, Posts, als auch die, die aus diesen Informationen gewonnen werden. Dazu zählen unzählige demografische Statistiken, Nutzungsverhalten, Youtube-Vorlieben, Musik- und Film-Präferenzen, Kontakte, und so weiter. Facebook weiß (vermutlich besser als der Staat), in welchen Bundesländern die meisten Realschulabschlüsse erzielt werden, wie viele weibliche Freunde ein Physikstudent im Durchschnitt hat und was Leute über 60 am liebsten für Musik hören.

Abgesehen davon hat Facebook mit dem integrierten Nachrichtendienst auch schon ein Auge auf eine Vielzahl an persönlichen Gesprächen, die natürlich auch Wort für Wort ausgewertet werden. Jetzt kann man sagen "Hey, ich habe gelesen, dass Whatsapp auch offen wie ein Scheunentor ist! Warum regen sich alle so auf?!", aber hier muss bedacht werden, dass Whatsapp und Facebook zwei paar Schuhe waren. Nun ist das Kommunikationsmonopol bei Facebook. Wenn jetzt noch - und das prophezeihe ich bereits jetzt! - eine VoIP-Funktion bei Whatsapp eingebunden wird, damit die Nutzer mit Datenflatrate kostenlos telefonieren können, wird diese auch viel und häufig genutzt. Und das kann man den Leuten auch nicht verübeln, für 10€ gibt es Datenflatrates, die dann genauso gut sind wie Allnet-Flats. Und dann ist der Super-GAU eingetreten:

Dann wird JEGLICHE Kommunikation über Facebook ablaufen.
(Und DAS ist Facebook locker 16 Milliarden wert.)

Wir haben schon oft leichtfertig 1984-Vergleiche angebracht. Aber noch nie war es so angebracht wie jetzt, und der Großteil der Leute rennt da lachend ins offene Messer.

So reißerisch dieser Text auch war, so einfach die Message: Sucht euch eine Alternative für Whatsapp.

Ich empfehle für den Moment Telegram, das ist kostenlos im Gegensatz zu Threema, nicht so eine Datenkrake wie Viber und zumindest eine gute Übergangs-, wenn nicht Dauerlösung.